Foto: WDR

Ein Meilenstein des deutschen Fernsehens

Zum 50. Geburtstag der ARD-Krimiserie „Tatort“

Der „Tatort“ ist eines der Aushängeschilder der ARD und damit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks allgemein. Der Kriminalfilm als Serie ist zu einem festen Bestandteil der Abendunterhaltung von Millionen Menschen geworden. Dass das Format den Sprung in die moderne Zeit geschafft hat, verdankt es in erster Linie wohl einer Figur: Kommissar Schimanski.

Von Frank Schön

Der eher proletarisch anmutende Kommissar ermittelt in Duisburg, was angesichts der teilweise düsteren Kulisse der zerfallenden Stadt am Rhein sicher ein gelungener Kunstgriff war. Von 1981 bis 1991 löste Schimanski dort insgesamt 29 Fälle, meist begleitet von seinem Kollegen Christian Thanner, dessen  primärer Auftrag  wohl darin bestand, das beständig überschäumende Temperament des Rabauken aus dem Ruhrgebiet ein wenig einzudämmen, meist allerdings ohne Erfolg.

Schimanski wurde dargestellt von Götz George, dem Spross einer bekannten Schauspielerfamilie. George verstarb 2016; die Rolle „Schimanski“ dürfte der Höhepunkt seiner Karriere gewesen sein.

Schimanskis Waffe

Wer sich einen kurzen Eindruck von den Tatort-Filmen mit George machen möchte, dem kann man die Folge „Schimanskis Waffe“ nur empfehlen; sie ist, wie alle anderen Folgen, im Internet zu sehen.

Wie kaum anders zu erwarten, spielt sich die Folge in der Drogen- und Mafia-Welt zu Duisburg ab, einer Stadt, die in den 80er Jahren tatsächlich eine bedeutende Rolle bei Verteilungskämpfen der Unterwelt am Rhein spielte.

Bei einem der üblichen Schusswechsel gerät Schimanskis Freundin in den Kugelhagel und stirbt. Der Kriminalhauptkommissar gibt daraufhin seine Waffe ab, sinnt aber natürlich nach Rache und Gerechtigkeit.  Da er nun in Kreise der italienischen Mafia gerät, erfährt er, dass es sich im Grunde um eine Racheaktion zwischen zwei Clans gehandelt hat, wobei die Freundin von Schimanski aus Zufall in das Feuer geriet. Dies kann er so nicht hinnehmen.

Schimanski, also Horst, wie er mit Vornamen heißt, gewinnt das Vertrauen eines nicht besonders bemittelten italienischen Angehörigen der Mafia und weiß nun, was zu tun ist. Dies kann nicht ohne eine ganze Reihe von Prügeleien passieren, denn der raubeinige Mann von der Ruhr kennt und kann es drehbuchgemäß wohl nicht anders.

Diese Folge des Tatort ist auch heute noch zu empfehlen.

Sprung in eine neue Zeit

Der Tatort hatte lange Zeit das Image eines drögen Pausenfüllers: Zu langwierig, zu langatmig, zu kompliziert und zu wenig mit Action beladen erschien er zumindest der damals jüngeren Generation.

Dies hat sich mit dem Einzug des volksnahen Kommissars geändert: Schimanski rauchte, trank, hatte ständig wechselnde Freundinnen. Er war eine Art von Ikone des Lebensgefühls der 80er Jahre und ist es bis heute geblieben. Die beständige Rebellion dieser Figur gegen die Ungerechtigkeit der Welt, aber auch gegen seine  Vorgesetzten und damit die Mentalität der 80er Jahre machen die ungeheure Strahlkraft dieser Tatort-Filme bis heute aus.

Dazu kommen die Frisuren und Kleidungsstücke der Protagonisten. Man fragt sich unwillkürlich: „Habe ich tatsächlich in dieser Zeit schon gelebt?“

Heute fehlt dem Tatort eine Figur wie Schimanski. Till Schweiger sollte besser in Superman-Filmen auftreten, dem Rest fehlt es schlicht an Charisma.


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