Foto: Daniel Knaus

Wie eine Spende hilft

Frau Rossis Advent

Heiligabend im Regen sitzen und die Lichter von draußen sehen? Keine Wunscherfüllung, aber für viele auf der Straße normal. Frau Rossi friert immer noch und sorgt sich immer mehr: Vor Gewalt – und einer Lungenentzündung. Sie dankt allen, die ihr helfen und helfen wollen. Durch mitfühlende Spenderinnen und Spender verschaffte Trott-war ihr einen neuen Schiebewagen.

Von Daniel Knaus

Frau Rossi brauchte eine Lösung. „Von meinem Wagen fallen die Räder ab. Wie soll ich da meine Sachen behalten? Ich kann nicht alles tragen.“ Die Community von Trott-war half ihr, jetzt freut sich Frau Rossi: Das neue Fahrzeug erleichtert ihr das Überleben. Sie kann jetzt wieder die weiten Wege zwischen Ämtern und Beratungen angehen, ohne dabei ihr Habe zurücklassen zu müssen – immer mit dem Risiko, nach einem Diebstahl vor dem Nichts zu stehen. Gleich testet sie die stabileren Räder: „Endlich groß genug, um nicht mehr im Pflaster zu hängen.“ Dann strahlt sie. „Und der Neue hat sogar ein Dach! Jetzt bleibt mein Zeug länger trocken.“ Sie lacht und lacht; aus Glück, ein wenig beachtet zu werden – und aus herzhaftem Humor. Schließlich wird auf der feuchtkalten Straße irgendwann alles durchnässt. Von Oktober bis Mai verzweifeln hier auch Outdoorprofis.

Notleidende mit großem Herz

Menschen nehmen gerne und geben nichts … Von wegen, nicht so Frau Rossi! Sie besitzt kaum etwas, weder Handy noch Schlafsack. Sie schenkt aber gerne – immer wenn ich sie besuche, will sie ihr Essen mit mir teilen; diesmal Lebkuchen. „Ich will ja etwas anbieten“, sagt sie. Frau Rossi sorgt sich um andere. Als sie mich nach einem langen Gespräch frösteln sieht, bietet sie mir ihren Ersatzpulli an. „Trag den auch auf dem Heimweg, damit Du nicht krank wirst!“ Ein großes Angebot; auf der Straße ist ein Ersatzpulli lebenswichtig. Er wärmt, wenn die erste Kleidung nass ist. Auch will sie mir für den Wagen fünf Euro geben. Viel Geld für sie. Ich soll einen Kaffee trinken gehen – dabei sitzt doch sie in der Kälte. Irgendwann einigen wir uns, dass ich das Geld in ihrem Namen einem anderen Notleidenden spende.

Frau Rossi wünscht allen Menschen frohe Weihnachten

Ihre Augen leuchten, wenn sie anderen Gutes wünscht. Selbst sucht sie nach windstillen Plätzen, damit sie nicht erfriert. Einen Wohnheimplatz hat sie noch nicht; aus bürokratischen Gründen. Trott-war versucht weiter, ihr zu helfen. Frau Rossi harrt aus, manchmal träumt sie sich in ihr einziges Buch hinein, einen Reiseführer über Kanada. „Die Seen sind da so schön blau.“ Hinter ihr werden Christbäume zum Verkauf abgeladen. „Weißt Du, wie die lange schön bleiben? Frisch anschneiden, dann täglich wässern und die Nadeln besprühen!“ Einen eigenen Baum brauche sie nicht, „aber wieder etwas Wärme spüren: Das fehlt mir.“

Anmerkung der Redaktion: Die ebenfalls gespendeten Aufbewahrungsboxen sind an Trott-war ausgeliefert worden, als Daniel den Kinderwagen bereits abgeholt hatte. Sie werden daher später an Frau Rossi übergeben.