Kunstwerke des trott!art Workcamps in Fleinheim 2020 (Foto: Sylvia von Koch)
trott!art-Bildhauer-Workshop 2021 in Fleinheim bei Heidenheim
Wie schon 2020 richtet Trott-war auch in diesem Jahr ein Workcamp in einem Freizeitheim in Fleinheim bei Heidenheim aus, um mit Bildhauern und sozial benachteiligten Künstlern aus Stuttgart Skulpturen aus verschiedenen Materialien zu schaffen.
Vom 26. Juli bis 9. August werden die gelernten und akademisch ausgebildeten Bildhauer mit „ihren Outsidern“ und ehrenamtlichen Begleitern gemeinsam im Camp in Zelten und Blockhütten und fertigen dreidimensionale Kunstwerke – künstlerisch beachtliche Steinskulpturen.
Neben den unbehauenen Steinen dienen in diesem Jahr auch Holz, Ton und Gips als Rohmaterial für die dreidimensionalen Schöpfungen.
Bereits 2019, damals in einem Steinbruch in Königsbronn, und 2020 bearbeiteten obdachlose und von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen aus Stuttgart unter Anleitung von zwei Stuttgarter Bildhauermeistern jeweils mehrere Sandsteine und erlernten dabei spielerisch die Techniken der Bildhauerei und des dreidimensionalen Gestaltens. Sie konnten ihrer Fantasie freien Lauf lassen und die Figuren oder Motive schaffen, die sie sich selbst ersonnen hatten: faszinierende in Stein gehauene Werke.
Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstachtung
Den Skulpturen war anzusehen, dass die Beteiligten Spaß und Freude an der ungewohnten Arbeit hatten. Die Anleitungen ihrer beiden Meister sogen sie wie ein nach Wissen dürstender Schwamm auf. Die haptisch kreativen Arbeiten stärkten die sozial benachteiligten Frauen und Männer, gaben ihnen das Gefühl gebraucht zu werden und etwas Schöpferisches in Eigenleistung hergestellt zu haben, wodurch ihr Selbstvertrauen, ihr Selbstwertgefühl, ihre Selbstachtung und ihre Würde enorm gewachsen sind. Einige arbeiteten täglich von morgens um 6:30 Uhr bis Mitternacht an ihren Kunstwerken.
Der Sozialpädagoge Professor Dr. Andreas Strunk sprach von einem Vorgang der Selbstvergewisserung, der beruhigend und gleichsam heilsam für die sozial benachteiligten Menschen sei. Er war beeindruckt von der Idee des „Steineklopfens“, da die Beteiligten viel lernten, Geduld haben und Disziplin üben mussten sowie einen Teil ihrer eigenen Lebensgeschichten darstellen konnten.
Neben den beiden Anleitern, die den Workshop mit Werkzeug und Sandsteinen vorbereitet hatten, waren ehrenamtliche Begleiter von der Straßenzeitung Trott-war aus Stuttgart dabei, die sich um Technik, Essen und Trinken sowie Körperhygiene kümmerten und die gesamten zwei Wochen mit im Workcamp nächtigten. Sie organisierten Tagesausflüge an Badeseen und kleine Wanderungen in der wunderschönen Landschaft.
Das Symposium findet diesen Sommer erneut auf dem Gelände des Evangelischen Freizeitheims Fleinheim etwas komfortabler statt. Dort stehen Blockhütten mit Dusche, Küche, drei Schlafräumen mit Matratzenbetten, einer Grillhütte, einem riesigen Gelände am Waldrand und sogar einer eigenen Quelle zur Verfügung. Zusätzlich stellen die Teilnehmer Zelte auf. Das Evangelische Stadtjugendwerk Heidenheim überlässt Trott-war e.V. das Freizeitgelände zu günstigen Sonderkonditionen.
Die in Stuttgart lebenden Teilnehmer des letzten Jahres aus insgesamt acht Nationen (Deutschland, Eritrea, Iran, Polen, Rumänien, Russland, Syrien, Türkei) sind voraussichtlich wieder mit dabei, ebenso wie die Stuttgarter Bildhauermeister mexikanischer und englischer Herkunft, zwei ehrenamtliche Betreuer aus Stuttgart, ein Mitglied des Künstlerbunds Ulm sowie weitere Anfänger und Fortgeschrittene.
Wie schon vergangenes Jahr können auch diesmal bei Gefallen die Kunstwerke in der Galerie trott!art in Stuttgart, Falkerstraße 56, hinterher betrachtet und käuflich erworben werden. Mitarbeiter des Kunstauktionshauses Nagel haben sich bereit erklärt, pro bono die Steinskulpturen im Herbst oder Winter zu versteigern. Der erzielte Reingewinn dient der Fortsetzung der künstlerischen Aktivitäten der sozial benachteiligten Menschen und fließt bei großem Erfolg in die Schaffung von Wohnraum für obdachlose Menschen.
Foto: Sylvia von Koch
Workcamp 2019: Sozial Benachteiligte gehen mit Trott-war Steine klopfen
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