Foto: Klaus Echle

Rückkehr eines Leisetreters

In mehreren Bundesländern ist der Luchs eingewandert oder wieder angesiedelt worden. In den nächsten Jahren könnte auch in Baden-Württemberg eine Population entstehen – erste Grenzgänger kamen bereits aus der Schweiz in den Schwarzwald.

Von Frank Schön

Innerhalb der Familie der Katzen werden Luchse („Lynx“) als eigene Gattung angesehen. Man unterscheidet den iberischen Pardelluchs, der als eine der am meisten bedrohten Raubtierarten Europas gilt, den nordamerikanischen Rotluchs, den kanadischen Luchs und den eurasischen Luchs, der auch bei uns langsam und vorsichtig wieder Fuß zu fassen versucht.

Die hier beheimateten Luchse können bis zu 30 Kilogramm schwer werden. In der Regel ernähren sie sich von Rehen, Gämsen, Nagern, Kaninchen, Hasen, Vögeln sowie von jungen Wildschweinen und Hirschen. Natürlich kommt es auch zu Übergriffen auf Nutztiere, allerdings nicht im selben Umfang wie bei Wölfen. Von Angriffen auf Menschen ist auch aus Ländern mit einer größeren Population nichts bekannt, zu scheu ist das Pinselohr.

Der Luchs in Deutschland

Nach Angaben des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) gab es im Jahr 2018 in Deutschland 135 ausgewachsene Luchse. Der größte Bestand lebt im Harz, einem Mittelgebirge in Sachsen-Anhalt, wo Luchse von 2000 bis 2006 regelmäßig angesiedelt wurden. Im grenzübergreifenden Böhmerwald, also dem Nationalpark Bayerischer Wald und dem tschechischen Šumava, soll es etwa 20 ausgewachsene Luchse geben. Seit 2016 werden auch im Pfälzerwald gezielt Luchse angesiedelt. Die hohe Sterblichkeit der Jungtiere und der Straßenverkehr sowie die noch immer grassierende Wilderei machen es allerdings schwer, einen stabilen Bestand aufzubauen.

Der Luchs bei uns

Für die Wiederansiedlung oder zumindest die Duldung der großen Katze ist in Baden-Württemberg das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) zuständig. Laut Jürgen Wippel, dem stellvertretenden Pressesprecher des Ministeriums, ist aber keine aktive Auswilderung geplant. Allerdings ist der Luchs beispielsweise im Schwarzwald durchaus willkommen. Um die natürliche Zuwanderung aus der Schweiz zu unterstützen, werden Grünbrücken über Autobahnen und Landstraßen gefördert. Zudem werden Landwirte entschädigt, falls ein Luchs ein Nutztier reißt, obschon dies juristisch nicht notwendig wäre, da Luchse als „herrenlose Tiere“ gelten und daher niemand Verantwortung für ihr Treiben hat.

Für die vorhandenen Exemplare wurde eine „Arbeitsgruppe Luchs“ gegründet. Derzeit gibt es lediglich zwei Luchse in Baden-Württemberg, beides Kater, da die weiblichen Katzen eher territorial veranlagt sind. Ohne menschliches Zutun wird es also kaum möglich sein, die Tiere in Baden-Württemberg heimisch zu machen. Hier ist die Politik gefragt.

Bild von Frank Schön, während er sich bei einem Interview Notizen macht

Dieser Artikel erscheint im Gedenken an unseren am 19. März 2021 verstorbenen Mitarbeiter Frank Schön.

Franks große Leidenschaft war – neben Trott-war – der Arten- und Tierschutz, wofür er auch einen großen Teil seines Einkommens spendete. In Absprache mit seinen Hinterbliebenen bitten wir darum, Franks Luchs-Patenschaft durch eine Spende noch eine Weile in seinem Sinne fortzuführen: WWF Deutschland, Luchs-Patenschaft, Förderernr. 40152303, IBAN DE06 5502 0500 0222 2222 22, oder an Trott-war zu spenden.