Die Galerie des Trott-war-Kunstprojekts trott!art begeistert mit unterschiedlichsten Werken. (Foto: Sylvia von Koch)

Vernissage und Ausstellung im November

Ab 5. November sind in der Galerie trott!art sechs Wochen lang Werke aus Stein und Holz sowie Modelle aus Ton und Gips von sozial benachteiligten Künstlern zu sehen – das Ergebnis aus drei mal zwei Wochen Arbeitscamp auf der Schwäbischen Alb. Denn bereits zum dritten Mal richtete Trott-war e.V. in Begleitung zweier professioneller akademischer Bildhauer ein Workcamp mit sozial benachteiligten Künstlern in einem idyllisch gelegenen Ort bei Heidenheim aus. Die Porsche AG ermöglichte und finanzierte dieses Projekt.

Von Helmut H. Schmid

Die Stuttgarter Clochards schufen zwei Wochen lang unter Anleitung der Profis Skulpturen und Plastiken aus Stein, Holz, Ton und Gips. Alle wohnten zusammen in einem idyllisch abgelegenen Freizeitheim.

Wie schon 2019 in einem Steinbruch in Königsbronn und 2020 im Freizeitheim auf der Schwäbischen Alb richtete trott!art, die Galerie der Straßenzeitung Trott-war, dieses Jahr erneut ein Workcamp in Fleinheim bei Heidenheim aus, um mit Bildhauern und sozial benachteiligten Künstlern aus Stuttgart Skulpturen aus Stein und Holz zu schlagen. Die gelernten und akademisch ausgebildeten Bildhauer wohnten mit „ihren Outsidern“ und ehrenamtlichen Begleitern 16 Tage gemeinsam im Camp in Zelten und Blockhütten und fertigten dreidimensionale Kunstwerke – künstlerisch beachtliche Steinskulpturen.

Neben den unbehauenen Steinen dienten diesmal auch Holz, Ton und Gips als Rohmaterial für die dreidimensionalen Schöpfungen. Die obdachlosen und von Obdachlosigkeit bedrohten Menschen fertigten Modelle aus Ton und Gips, um diese dann in Holz und Stein zu übertragen. Dabei erlernten sie spielerisch die Techniken der Bildhauerei und des dreidimensionalen Gestaltens. Sie konnten ihrer Fantasie freien Lauf lassen und die Figuren oder Motive schaffen, die sie sich selbst ersonnen hatten: faszinierende in Stein gehauene Werke.

Den Skulpturen war anzusehen, dass die Beteiligten Spaß und Freude an der ungewohnten Arbeit hatten. Die Anleitungen ihrer beiden Meister sogen sie wie ein nach Wissen dürstender Schwamm auf. Die haptisch kreativen Arbeiten stärkten die sozial benachteiligten Frauen und Männer, gaben ihnen das Gefühl gebraucht zu werden und etwas Schöpferisches in Eigenleistung hergestellt zu haben, wodurch ihr Selbstvertrauen, ihr Selbstwertgefühl, ihre Selbstachtung und ihre Würde enorm gewachsen sind. Einige arbeiteten täglich von morgens um 6.30 Uhr bis Mitternacht an ihren Kunstwerken. Zum ersten Mal fertigten sie sogar gemeinsam eine 2,30 Meter hohe Steinskulptur.

Marius Arcalean: „Himmlisches Paar“, 2021, Sandstein auf Waschbetonplatte (Foto: Sylvia von Koch)

Diverse Drahtarbeiten von Murat Taskin (Foto: Sylvia von Koch)

Neben den beiden Anleitern, die den Workshop mit Werkzeug und Rohlingen vorbereitet hatten, waren ehrenamtliche Begleiter der Straßenzeitung dabei, die sich um Technik, Essen und Trinken sowie Körperhygiene kümmerten und die gesamten zwei Wochen mit im Workcamp nächtigten. Sie organisierten Tagesausflüge an Badeseen und kleine Wanderungen in der wunderschönen Landschaft.

Das Symposium fand Ende Juli/Anfang August erneut im etwas abgelegenen Evangelischen Freizeitheim Fleinheim des Evangelischen Stadtjugendwerks statt. Dort stehen Blockhütten mit Dusche, Küche, drei Schlafräumen mit Matratzenbetten, einer Grillhütte, einem riesigen Gelände am Waldrand und sogar einer eigenen Quelle zur Verfügung. Zusätzlich stellten die Teilnehmer Zelte auf.

Die in Stuttgart lebenden Teilnehmer des letzten Jahres aus insgesamt acht Nationen (Deutschland, Iran, Polen, Rumänien, Russland, Kasachstan, Syrien, Türkei) waren dieses Jahr wieder mit dabei, ebenso wie die Stuttgarter Bildhauermeister mexikanischer und englischer Herkunft, zwei ehrenamtliche Betreuer aus Stuttgart, der Kirchenmalermeister Wolfgang Hergeth vom Silberbach sowie weitere Anfänger und Fortgeschrittene.

Wie schon vergangenes Jahr können auch diesmal bei Gefallen die Kunstwerke in der Galerie trott!art in Stuttgart und in weiteren Kunsthäusern in Ausstellungen in Baden-Württemberg betrachtet und käuflich erworben werden. Mitarbeiter des Kunstauktionshauses Nagel haben sich bereiterklärt, pro bono die Steinskulpturen zu versteigern. Der erzielte Reingewinn dient der Fortsetzung der künstlerischen Aktivitäten der sozial benachteiligten Menschen und fließt bei großem Erfolg in die Schaffung von Wohnraum für obdachlose Menschen.

Wenn sich erneut ein Sponsor findet, wird das Workcamp mit einer etwas anderen Konzeption 2022 wieder an demselben Ort durchgeführt werden. Dies wünschen sich jedenfalls die dies- und letztjährigen Teilnehmer sehnlichst.

Kontakt:
Wenn Sie Fragen zu trott!art haben, rufen Sie uns an unter (0711) 601 87 43 – 13 (Sylvia von Koch) oder schreiben Sie eine E-Mail an hschmid@trott-war.de oder svonkoch@trott-war.de.